Lesen Sie hier, wie
man mit mehreren Stubentigern glücklich wird.
Einzelgänger oder Individualist?
So
eigenbrötlerisch sich unsere Katzen manchmal geben – Einzelgänger
sind die wenigsten von ihnen. Sie können sich zwar stundenlang mit
sich selbst beschäftigen, einfach auf der Fensterbank sitzen, dösen
oder sich ausgiebig ihrer Fellpflege widmen. Doch irgendwann kann es
auch der selbständigsten Katze zu langweilig werden – und sie bekommt
Lust auf Gesellschaft. Normalerweise lässt sie sich dann bei ihrem
Menschen blicken, gibt Köpfchen oder hüpft ihm keck auf den Schoss,
um ein paar Streicheleinheiten zu erhaschen oder zu sagen: Komm,
spiel mit mir. Aber Menschen haben nicht immer Zeit. Sie müssen zur
Arbeit gehen – und selbst wenn sie zu Hause sind, kann es vorkommen,
dass sie schon alle Hände voll zu tun haben. Wäre dann ein
schnurrender Spielgefährte für die Katze nicht wunderbar?
Katze sucht Katze
Katzen, die ins
Freie können, gehen bummeln und halten Ausschau nach den Artgenossen
aus der Nachbarschaft. In ländlichen Gegenden kann man vor allem in
der Dämmerung ganze Katzengesellschaften beobachten, die auf Strassen
und Plätzen zusammenkommen, um einfach friedlich eine Weile
beieinander zu sitzen. Ein idyllisches Bild – aber wer wohnt schon
auf dem Lande? Besser, der Mensch sorgt selbst dafür, dass seine
Katze tierische Gesellschaft bekommt. Zwei schnurrende Hausgenossen
machen kaum mehr Arbeit als einer – aber viel mehr Spass. Und alles,
was man wissen muss, damit das Zusammenleben für Mensch und Tiere
klappt, sind ein paar einfache Dinge.
Zwei auf einen Streich
Am besten, man
nimmt gleich zwei Katzenbabies aus einem Wurf. Die Geschwister
wachsen zusammen auf und sind unzertrennlich. Sie können miteinander
kuscheln, spielen, tollen und prima ihre Kräfte messen. Tollkühne
Hetzjagden den Flur entlang – mal der eine vorneweg, mal der andere –
und ausgelassene Balgereien sind dabei an der Tagesordnung. Selbst
ein kleines Appartement kann für Katzenkinder zum Abenteuerspielplatz
werden. Wer überlegt, ob er sein Zuhause mit einer oder zwei Katzen
teilen soll, hält sich am besten an die Faustregel:
"Persönlicher Freiraum muss sein." Dann hat jeder genug
Platz, sich ein "Heim erster Ordnung", wie es die
Verhaltensforscher nennen, zu schaffen: einen Platz, an den er sich
auch einmal zurückziehen kann und wo er von niemandem gestört wird.
Konkurrenz kommt
Ein bisschen
anders sieht die Sache aus, wenn man schon eine Katze hat und ein
Spielgefährte dazukommen soll. Viele Katzenbesitzer haben Bedenken,
wie ihr guter alter Stubentiger einen Neuen im Wohnungsrevier
aufnehmen wird. Meist zu unrecht. Denn Katzen regeln solche
Angelegenheiten relativ schnell unter sich. Was jedoch nicht heissen
soll, dass man die beiden, die einmal Freunde werden sollen, von
Anfang an sich selbst überlässt. Im Gegenteil: Sie werden es
schätzen, den Menschen zunächst in der Nähe zu wissen. Und so legt
man den Einzugstag des neuen Mitbewohners am besten auf ein
Wochenende. Je länger, je lieber. Man hilft dem Neuankömmling, wenn
er erst einmal ungestört durch die Wohnung spazieren darf und sich an
den Geruch unserer Katze gewöhnt, bevor die beiden
aufeinandertreffen. Natürlich ist auch für unsere Katze wichtig, wie
der Neue duftet. Für ihre Nase hat alles in ihrer Umgebung einen
Einheitsgeruch; nur das neue Schnurrwesen passt noch nicht dazu. Ist
es dann endlich soweit, und die beiden Fremden stehen sich zum ersten
Mal gegenüber, werden sie vermutlich zögernd aufeinander zugehen und
sich vorsichtig beschnuppern. Sie könnten einander stundenlang
anstarren, ohne dass etwas passiert. Ebenso gut könnten sie aber auch
die Pfoten sprechen lassen. Denn hier wird die Rangordnung fürs
zukünftige Zusammenleben festgelegt – und das ist allein Katzensache!
Als Mensch kann man aber schlichtend eingreifen und versuchen, die Katzen
von ihrem Streit abzulenken. Für genügend Versteckmöglichkeiten
sollte man sorgen, denn wenn sich zwei Katzen aus dem Weg gehen
können, können sie sich wesentlich stressfreier aneinander gewöhnen.
Die Sache mit der Rangordnung klappt häufig besser, je jünger der
neue Hausgenosse ist. Ein Katzenkind tut sich nicht schwer damit, die
älteren Rechte des anderen anzuerkennen. Und wenn's ab und zu einen
Klaps mit der Pfote gibt, fühlt es sich gleich wie zu Hause. Trotzdem
sollte man in der ersten Zeit genau beobachten, was sich tut, um
heimliche Tyrannei und andere unfaire Spielchen zu vermeiden.
Lieblingsplätze besetzen zum Beispiel, den Weg zum Napf blockieren…
Katzen können da sehr erfinderisch sein.
Zum Glück gibts Spielregeln
Vieles regelt sich
von selbst, wenn sich zwei Katzen ein Zuhause teilen. Aber ein paar
Dinge regelt auch der Mensch, damit das Glück perfekt wird. Zum
Beispiel mit Extra-Streicheleinheiten und besonders viel Zuwendung
für die "alteingesessene" Katze, wenn sie Konkurrenz
bekommt. Spielen und ein paar Bürstenstriche mehr haben sich als
Heilmittel bei Katzeneifersucht sehr bewährt. Der Neuankömmling wird
darunter nicht leiden; er ist viel zu sehr damit beschäftigt, sein
neues Zuhause zu inspizieren. Doppelte Arbeit bedeutet ein Zwei-Katzen-Haushalt
nicht, eventuell aber eine doppelte Ausstattung mit Katzentoiletten,
Schlafdecken und Fress- und Wassernäpfen. Vielleicht wird die Alte
auch die Neuanschaffungen erst einmal in Beschlag nehmen, doch das
gibt sich mit der Zeit. Sollte sie sich zu lange zu sehr für den
lecker gefüllten Napf ihres neuen Gefährten interessieren, müssen die
beiden zunächst getrennt gefüttert werden. Aber Katzen sind Geniesser
– und hat die "Erstkatze" erst einmal entdeckt, wie viel
angenehmer es ist sich ein bisschen pflegen zu lassen, anstatt beim
Putzen selbst tollkühne Verrenkungen anzustellen, wird sie schnell
Freundschaft schliessen. Wer sonst könnte ihr schon so hingebungsvoll
die Ohren und diese Stellen unter dem Kinn lecken wie eine andere
Katze? Mit wem sonst kann man stundenlang aus dem Fenster schauen?
Oder sich so gemütlich zusammenrollen und um die Wette schnurren...
|