Wussten Sie, dass
die Sprache der Katzen viel ausdrucksvoller ist, als man denkt? Denn eine
Katze teilt sich nicht nur mit ihrer Stimme mit, sondern mit dem
ganzen Körper.
Mit einem
"Miau" sind Katzen noch lange nicht am Ende ihres Lateins.
Denn ihr Vokabular beschränkt sich nicht nur auf Laute: Eine
gestenreiche Körpersprache verrät Stimmungen und Gefühle der
geselligen Einzelgänger. Denn auch sie müssen sich mit
Reviernachbarn, Sexualpartnern, Rivalen, Hundefeinden und mit ihrem
Menschen verständigen. Kennen Sie zum Beispiel das Lächeln einer
Katze? Millionen von Katzenbesitzern werden angelächelt, ohne es zu
merken, wenn ihre Katze blinzelt. Denn durch das Blinzeln wird der
direkte Augenkontakt - der als sehr unhöflich unter Katzen gilt -
unterbrochen. Das fand die Verhaltensforscherin Mircea Pfleiderer
heraus. Direktes Anblicken kann sogar einen Angriff auslösen. Deshalb
zählt wohl auch das Gähnen zu den beschwichtigenden Begrüßungsgesten
- auch dabei werden die Augen halb geschlossen. Viele Katzen begrüßen
ihre Menschen, indem sie nicht schnurstracks auf sie zueilen. Auch
das gehört zum Katzen-Knigge: Direktes Aufeinanderzugehen wirkt
bedrohlich. So schleichen sie auf kleinen Umwegen heran, den Schwanz
dabei steil aufgerichtet, mit einem Begrüssungsknick am Ende. Und
wenn sie dann noch ihren Kopf an der Wade des Menschen reiben, melden
sie "Besitzansprüche" an.
Oftmals sagt uns die Intuition, was unsere Katze sagen will. Und wir
vermuten ganz richtig, dass beispielsweise das Schnurren beim
Streicheln ein Zeichen der Zufriedenheit ist. Allerdings können wir
manche Sprachäußerungen unserer Samtpfoten auch leicht missverstehen
– wenn wir mit unserer Übersetzung der Katzensprache falsch liegen.
Ob
sie plaudert oder ruft: Ihre Katze hat viel zu erzählen
Der englische
Verhaltensforscher Dr. Michael Fox hat sechzehn verschiedene, immer
wiederkehrende Laute registriert und sie in Gruppen eingeteilt. Da
gibt es zum Beispiel die Plauderlaute. Mit ihnen sagt Ihre Katze,
dass sie in freundlicher, entspannter Stimmung ist. Sie ist zufrieden
mit sich, der Welt und ihrem Menschen. Das kann dann ungefähr so
klingen: "Grru, Grru, Schnurr." Das Schnurren ist fast ein
Kapitel für sich. Über zwei Jahrhunderte hat die Forscher die Frage
beschäftigt: "Hat die Katze einen Schnurrapparat oder
nicht?" Bisher ist noch keiner gefunden worden – obwohl man den
Schnurrlaut nicht nur hören, sondern beim Streicheln auch unter den
Fingerspitzen fühlen kann. Das Schnurren ist der erste Laut der
jungen Katze. Wenn sie saugt, wird der Ton von ihrer Mutter
aufgenommen: Sie antwortet ihrem Baby und spricht sozusagen
beruhigend auf es ein. Und wenn unsere erwachsene Katze beim
Streicheln schnurrt, während wir leise mit ihr sprechen, fühlt sie
sich an diese erste vertraute Zwiesprache mit der Mutter erinnert.
Schnurren kann vieles bedeuten
Schnurren kann auch der Ausdruck von Angst sein, beispielsweise bei
einer Behandlung beim Tierarzt. Dann möchte sie ihrem Menschen
mitteilen, dass sie seine Hilfe braucht. Katzenmütter, die gebären,
schnurren auch, ebenso wie Katzen, die krank sind. Nie aber hat
Schnurren den Beiklang des Bedrohlichen. Rufen können Katzen in ihrer
Sprache natürlich auch. Ihr "Mau", "Miau" oder
ein energisch klagendes "Miauuuuu" heißt zum Beispiel:
"Füttere mich!" Oder auch: "Ich möchte beachtet
werden!" Der Verhaltensforscher Dr. Michael Fox sagt dazu:
"Das sind artikulierte Laute mit der Aufforderung zur Pflege und
mit Zielfrustration." Oder, einfacher ausgedrückt, Ihre Katze
hat bisher nicht bekommen, was sie wollte, und gibt ihrem Missmut
Ausdruck.
Schließlich gibt es noch die Gruppe der Erregungslaute. Die lässt
Ihre Katze beispielsweise hören, wenn sie Angst hat und jederzeit
bereit ist, sich zu verteidigen. Das klingt dann wie ein energisches
"Krr". Kommt es zum Kampf, steigert sich dieser Laut zu
einem Knurren oder Fauchen, das sich ungefähr so anhört: "Ch-Ch-Krr."
Dann ist Ihre Katze zum Äußersten bereit, und man sollte sich besser
nicht mit ihr anlegen. Der wohl lauteste, leidenschaftlichste und
durchdringendste aller Erregungslaute ist sicher das schrille
Kreischen bei der Paarung. An ihm kann man merken, wie stimmgewaltig
Katzen sein können.
Der ganze Körper redet mit
Doch wie schon erwähnt, gehört zum Ausdrucksrepertoire Ihrer Katze
nicht nur die Laut-, sondern auch die Körpersprache. Kommt Ihre Katze
zum Beispiel mit hoch erhobenem Schwanz und leicht nach vorn
gebogener Spitze auf Sie zu, ist sie wohlgesonnen, freundlich und
will "Hallo" sagen. "Schön, dass Du da bist."
Läuft sie dann mit aufgestelltem Schwanz weiter, heißt
das: "Folge mir!" Wirft sie sich auf den Rücken und schaut
Sie dabei auffordernd an, kann das entweder bedeuten, dass sie
gestreichelt werden will oder sich kappeln möchte. Nähert sie sich
Ihrem Gesicht mit der Nase, so ist das eine ganz vertraute Art des
Grußes, und der ist nur Auserwählten vorbehalten. Darum wäre es mehr
als unhöflich, sie anzupusten, auch wenn es als Spaß gemeint ist. Die
Schnurrhaare einer Katze sind sehr empfindlich, und ein scharfer
Luftzug irritiert sie sehr. Außerdem deutet Ihre Katze das Pusten als
Angriff und fühlt sich abgelehnt. Streicht die Katze sanft um unsere
Beine und schnurrt dabei, so möchte sie Kontakt herstellen, einfach
mal "Guten Tag, lieber Mensch" sagen. Doch das
Um-die-Beine-Streichen hat noch einen Grund: Zu beiden Seiten ihres
Kopfes sitzen nämlich Drüsen, die Geruchsstoffe produzieren. Diese
sind so fein, dass die menschliche Nase sie nicht
wahrnehmen kann. Ihre Katze versucht auf diese Weise, sich mit
unserem Geruch auszutauschen. Das Köpfchen-Geben unserer Katzen ist
als zärtliche Geste gemeint und vielleicht am ehesten mit dem
Nasenreiben der Eskimos zu vergleichen. Auch einen Katzenkuss, das
Lecken des Handrückens zum Beispiel, und den leichten Liebesbiss, das
sanfte Zwicken mit den Zähnen, können Sie als innig gemeinte Geste
der Zuneigung verstehen. Das Zupacken mit den Zähnen kommt übrigens
aus dem Liebesritual der Katzen: Der Kater beisst bei der Paarung
sanft in den Nacken der Kätzin.
Ein
Katzengesicht kann vieles sagen
Ein wichtiger Teil
der Körpersprache ist die Mimik. Jeder Katzenfreund weiß, dass die
Ausdrucksfähigkeit eines Katzengesichtes groß ist. Die Stimmungslage
einer Katze können Sie sehr gut sowohl am Katzengesicht als auch an
Ohren und Augen erkennen. Die Stellung der Ohren und Tasthaare sowie
das Verengen und Erweitern der Pupillen verändern den
Gesichtsausdruck am prägnantesten.
Lautsprache
Wer eine Katze hat
und liebt, versteht schon allein deshalb ihre Lautsprache - wie die
Mutter ihr Baby. Je menschenbezogener eine Katze ist, desto
intensiver setzt sie ihre Stimme ein.
Der englische
Verhaltensforscher Dr. Michael Fox hat in der Katzensprache 16
verschiedene, immer wiederkehrende Laute registriert und in drei
Gruppen zusammengefasst.
Die Plaudertöne:
Hierunter fallen ein genüssliches „Miau“ und behagliches Schnurren. Sie
bedeuten, die Katze fühlt sich wohl und ist mit sich, der Welt und
ihrem Menschen zufrieden. In einigen wenigen Situationen, wie zum
Beispiel beim Tierarzt, schnurrt sie auch vor Hilflosigkeit und um
sich selbst zu beruhigen.
Die Ruflaute Wau:
Die Katze will etwas, fordert etwas, z.B. "mach’ die Tür
auf" oder "wo bleibt mein Futter".
Die
Erregungslaute: Ein energisches "Krrr" (wenn sie Angst hat)
oder ein Fauchen "Ch-Ch-Krrr" (wenn sie kämpft) bis zu
einem schrillen Kreischen.
Zum Schluss noch
ein paar Tipps, wie Sie am besten mit Ihrer Katze sprechen. Benutzen
Sie zur Kommunikation mit ihr oft die Hände: Streicheln und Kraulen
versteht jede Katze. Und wenn Sie Ihre Stimme einsetzen, sollten Sie
am besten summende, schnurrende Laute von sich geben – nur laut
sollten Sie besser nie sein. Katzen hassen Krach.
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