Gebiss
Das Gebiss einer
Katze ist Werkzeug und Waffe zugleich. Sie benutzt es hauptsächlich
zur Nahrungsaufnahme - manchmal auch als Hilfsmittel zur
Körperpflege. Die Katze besitzt das Gebiss eines Jägers: Die Eckzähne
dienen zum Packen der Beute. Die Backenzähne zum Zerlegen grösserer
Brocken. Und die Schneidezähne zum Festhalten der Beute. Mit zwei
Wochen schauen bereits die Milch-Eckzähne eines Kätzchens heraus, mit
acht Wochen sind die Milchzähne dann voll entwickelt. Mit vier bis
sechs Monaten erfolgt der Zahnwechsel und mit neun Monaten sind
bereits alle Milchzähne durch das komplette Gebiss einer erwachsenen
Katze ersetzt. Das Gebiss der Katze bedarf keiner aussergewöhnlichen
Pflege - es wird einmal im Jahr beim Check-up vom Tierarzt
untersucht. Eventuell wird bei dieser Gelegenheit Zahnstein entfernt,
der sich bilden kann.
Krallen und Pfoten
Krallen und Pfoten
sind für Katzen ausgesprochen wichtig. Bei den diversen Sprüngen,
z.B. von Ast zu Ast, von Sims zu Sims, aufs Sofa oder beim
Beutesprung, dienen die Pfoten als Stossdämpfer und Bremshilfe. Die
Sohlenballen, mit kräftiger Hornhaut überzogen und gepolstert,
verleihen der Katze ausserdem den leisen Gang. Beim Klettern auf
Bäume benutzt die Katze ihre Krallen als Steigeisen. Beim Gehen
jedoch zieht sie sie ein, damit sie nicht abgewetzt werden. Damit die
Krallen scharf bleiben, schärft die Katze sie regelmässig an Bäumen
oder ihrem Katzenbaum bzw. Kratzbrett.
Fell
Die Katze trägt
legere, elastische "Kleidung" - Haut und Fell liegen nicht
eng am Körper. Dies ermöglicht ihr, bei Kämpfen vor Bissen gut
ausweichen zu können. Fell und Haut sorgen ausserdem dafür, dass die
Körpertemperatur stets zwischen 38 und 39 Grad Celsius gehalten wird.
Die Haarlänge ist je nach Tier und Rasse verschieden. Normalerweise
besteht das Fell aus kurzer Unterwolle, langen Leithaaren und den
Grannen bzw. Oberhaaren, die das Deckhaar bilden und das herrlich
glänzende Fell der Katze ausmachen. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und
im Herbst, wird das Haar bei freilaufenden Katzen gewechselt. Die
Wohnungskatze verliert das ganze Jahr über Haare. Sie sollte von Zeit
zu Zeit in ein nicht beheiztes Zimmer oder auch an kälteren Tagen auf
den Balkon gelassen werden, damit der Fellwechsel verstärkt wird.
Pigmenteinlagerungen im Fell verleihen dem Fell die vielfältige
Farbenpracht.
Körperbau
Katzen sind
Hochleistungssportler, durchtrainiert bis in die Krallenspitzen. Etwa
240 Knochen bilden das Grundgerüst des Körpers. Der Schwanz und die
Wirbelsäule ermöglichen der Katze eine unglaubliche Flexibilität.
Bewegungsfreiheit und Bewegungskraft - beides in einem - bilden das
Grundprinzip der Wirbelsäule. Auch das Bauprinzip des restlichen
Körpers basiert darauf, dass auf sichere Verankerungen von Knochen
und Gelenken verzichtet wurde, um eine größtmögliche Beweglichkeit zu
erzielen. Dabei sind Katzen keine Muskelprotze. Ihre nicht
übertriebenen dafür effektiven Muskeln bilden zusammen mit den
Wirbeln eine superelastische, raffinierte Konstruktion. Deshalb kann
eine Katze unter anderem auch im Sprung ihren Körper so wenden, dass
der Sprung noch korrigiert wird. Der Schwanz mit seinen rund 20
Wirbeln ist dabei wichtiger Balancierstab und Steuerungsinstrument.
Von Null auf Hundert - Katzen-Muskeln arbeiten mit
Turbo
Vollkommen
entspannt, nahezu bewegungslos, liegt die Katze im Gras. Plötzlich -
ganz unvermittelt - schnellt sie nach vorn. Zielgerichtet, ohne das
kleinste Anzeichen einer Unsicherheit. Die Koordination ihrer
Bewegungen ist perfekt. Mitten im Fluss stoppt sie ihren
explosionsartigen Lauf - genauso abrupt, wie sie ihn begonnen hat.
Wie ein Denkmal steht sie da. Ohne Zucken, ohne Zittern. Eine Katze
auf der Jagd - ein Actionfilm, der im spannendsten Moment angehalten
werden kann. Vom Hauptdarsteller selbst, der Katze.
Katzen haben die
absolute Kontrolle über das Spiel ihrer Muskeln. Dank dieser enormen
Körperbeherrschung sind sie wahre "Stop an Go" -Künstler.
Ihre kraftvollen Muskeln sind dafür speziell auf Turbo eingestellt.
Katzen können also aus dem Stand abgehen wie ein Blitz, doch ihre
Power hält nicht lange an. Katzen sind tolle Sprinter. Lange,
ausdauernde Läufe sind dagegen nicht ihre Spezialität.
Über 500 Muskeln
geben der Katze Kraft und Beweglichkeit. Jeder einzelne hat seine
eigene, wichtige Funktion, einige unterstützen und ergänzen sich auch
in ihrer Arbeit. Das perfekte Zusammenspiel, die gezielte Teamarbeit
der Kraftpakete, werden dabei zentral gesteuert. Vom Gehirn, das über
die Nerven Impulse an die Muskeln abgibt.
Die eigentlichen
Muskelzellen sind bis zu 20 cm (!) lang, aber nur rund 0,08 mm dick.
Diese hochspezialisierten Zellen werden durch zartes Bindegewebe zu
Bündeln zusammengefasst. Erst diese Zellbündel sind mit dem blossen
Auge erkennbar und werden im Volksmund als "Fleischfasern"
bezeichnet. Viele zu Bündeln zusammengefasste Muskelzellen bilden
also den einzelnen Muskel.
Die Muskelzellen
sind von einer dünnen Hülle umgeben und enthalten unzählige kontraktile
Myofilamente (Eiweissketten). Diese sind wie zwei Kämme ineinander
verzahnt. Bekommt ein Muskel einen Nervenimpuls, schieben sich in den
Muskelzellen "die Zinken" der "Kämme" ineinander.
Die einzelnen Zellen verkürzen sich - und damit auch der ganze
Muskel.
Wie viele
"Kämme" sich ineinanderschieben - wie weit und wie lange -
bestimmt die Art des eintreffenden Nervenimpulses. Seine Qualität
bestimmt also Dauer und Grad der Muskelverkürzung sowie die dahinter
steckende Spannung und Kraft.
So gibt es
Bewegungsabläufe, bei denen komplett identische Muskelgruppen in
Aktion treten, das Ergebnis jedoch ein anderes ist. Ein Beispiel:
Eine Katze räkelt sich genüsslich und streckt dabei ihre Hinterbeine
aus. Streckmuskeln sind aktiv, Beugemuskeln passiv. Die Bewegung ist
entspannt, es steckt kaum Kraft dahinter. Anders ist dies bei einem
gewaltigen Sprung. Auch hier werden die Hinterbeine gestreckt. Die
Streckmuskeln sind aktiv, die Beugemuskeln passiv. Doch es steckt
enorme Power dahinter - Kraft, welche die Katze abheben lässt.
Aus Geliebte Katze
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Springen, klettern, balancieren
Die Fähigkeiten der Katzen lassen uns immer wieder staunen: Sie
springen kraftvoll ab und landen auf genau dem Punkt, den sie
anpeilen, sie klettern mühelos an Bäumen herauf, sie balancieren auf
schmalen Balkongeländern, und sollten sie doch einmal fallen, dann
auf ihre vier Pfoten. Viele dieser "Kunststücke" liegen im
einzigartigen Körperbau der Katze begründet – sie beherrscht sie ganz
instinktiv. Trotzdem gibt es für kleine Katzenkinder eine Menge zu
üben. Sie trainieren im Spiel mit ihren Geschwistern. Schon bei
diesen manchmal noch unbeholfenen, tollpatschigen Raufereien ist zu
erkennen, dass sie zu großen Bewegungskünstlern werden.
Sicher haben Sie
es schon oft beobachtet: Ein schneller Satz auf den Tisch oder sogar
auf den Schrank ist überhaupt kein Problem, denn Katzen können fast
fünfmal so hoch springen, wie sie selbst groß sind. Ihre enorme
Sprungkraft erreicht die Katze durch das Muskelpaket im hinteren
Bereich ihres Körpers. Viele der Muskeln an den Hinterbeinen sind
direkt mit dem Becken verbunden. Die Streckmuskeln veranlassen eine
schnelle, kraftvolle Streckung des Knie- und Fußgelenks – die Katze
katapultiert dadurch ihren Körper regelrecht nach oben. Mit ihrem Koordinationszentrum
im Gehirn kann sie sofort reagieren und ihre Richtung sogar im Sprung
korrigieren. Auch wenn sie einmal unfreiwillig fällt, landet die
Katze trotzdem fast immer auf ihren vier Pfoten. Hierfür hat sie ein
ganz spezielles "Radarsystem". Es veranlasst die Katze, im
Fall den Kopf so zu drehen, dass er aufrecht gehalten wird. Der Rest
des Körpers dreht sich dann durch einen Reflex der Wirbelsäule
entlang entsprechend um. Das geht so schnell, dass man es als
Zuschauer kaum mitbekommt. Der lange und sehr bewegliche Schwanz
dient bei Sprüngen und beim Fallen als Steuer und zum Ausbalancieren.
Deshalb kommt es fast nie vor, dass Ihr Sprungkünstler nicht dort
landet, wo er eigentlich hin will.
Das feine
Gleichgewichtsorgan ist bei kleinen Kätzchen schon von Geburt an
vorhanden. Obwohl sie blind zur Welt kommen, orientieren sie sich
instinktiv richtig. Mit etwa 3-4 Wochen fangen sie an, sich zu
kabbeln und miteinander zu balgen. Die Muskulatur der Hinterbeine
wird dabei trainiert, so dass die Zielsicherheit und die Höhe der
Sprünge ständig zunimmt. Der Katzenbuckel wird jetzt ebenfalls geübt
– diese spezifische Bewegung ist möglich, weil die Wirbel der Katze
weniger eng miteinander verbunden sind als bei anderen Tieren.
Natürlich möchte
eine Katze ihren Bewegungsdrang ausleben. Zum Beispiel an einem hohen
Kratzbaum, der sich ideal zum Klettern und Toben eignet. Nach einem
Sprung auf das erste Podest des Kratzbaumes werden die starken
Muskeln der Hinterbeine zum weiteren Aufwärtsklettern eingesetzt. Die
ausgefahrenen Krallen der Vorder- und Hinterpfoten dienen zum
Festhalten. Jede Kralle ist am Ende eines Zehenknochens verankert,
der wiederum durch elastisches Gewebe mit dem nächsten Zehenknochen
verbunden ist. Sollen die Krallen benutzt werden, dreht eine Sehne
den Endknochen nach vorne – die Kralle kommt zum Vorschein. Der
einzige Nachteil dieser Kletterwerkzeuge ist, dass sie nach rückwärts
gerichtet sind. Sie bieten deshalb nur Halt beim Aufstieg. Zurück
geht’s dann mit einem Sprung zu Boden oder manchmal auch mit
vorsichtigem Rückwärtsklettern.
Die richtige
Technik zum Klettern müssen Katzenkinder ebenfalls üben. Auch sie
freuen sich über einen Kratzbaum, an dem sie ihre ersten Erfahrungen
sammeln, das Wetzen der Krallen lernen und sich auf ihre ersten
kleinen Kletterpartien wagen. Wenn sie die Muskeln ihrer Hinterbeine
schon ein wenig beim Spielen und Herumtollen trainiert haben, wächst
auch ihr Mut und der Entdeckungsdrang. Oft haben sie allerdings dann
mit dem Abstieg noch ein wenig Probleme – auch der will gelernt sein.
Katzen sind wahre
Seiltänzer! Oft halten wir den Atem an, weil unsere Mieze auf dem
Balkongeländer spazieren geht – aber unsere Sorge ist meist
unbegründet. Das Schlüsselbein der Katze ist im Gegensatz zu anderen
Tieren nicht oder nur als ganz kleiner Rest vorhanden. Die
Schulterblätter sind mit dem sehr schmalen Brustkorb wie bei den
Hinterbeinen ebenfalls nur durch Muskeln verbunden. So haben die
Vorderbeine mehr Beweglichkeit und können ganz eng nebeneinander
gehalten werden. Das flexible Skelett ermöglicht es der Katze, beide
Körperhälften in entgegengesetzter Richtung zu bewegen – sie verliert
fast nie die Balance, auch wenn das Balkongeländer über Eck geht.
Hinzu kommt, dass Katzen Zehengänger sind; sie berühren den Boden nur
mit einem Teil des Fußes. Dadurch erreichen sie Schnelligkeit gepaart
mit hoher Standfestigkeit auch auf kleinstem Raum. Der Schwanz mit
seinen 19 bis 24 Wirbeln dient dabei als Balancierstange.
Die ersten
Balancier-Versuche kleiner Katzen enden meist mit einem befreienden
Sprung zurück zur Erde. Denn richtig balancieren will gelernt sein.
Erst mit 4 bis 5 Monaten, wenn die Kätzchen in all ihren Bewegungen
sicherer sind und ihr Knochenbau stärker wird, werden auch sie zu
kleinen Balancier-Artisten.
Beweglichkeit
Die Beweglichkeit
der Katze ist einmalig, nicht zuletzt auch durch ihren elastischen
Körperbau. Eine Katze gilt beim Klettern sowohl als "Schwielen
als auch als Krallenkletterer". Für steile Bäume benutzt sie
ihre Krallen. Eine weitere Disziplin, welche die Katze meisterhaft
beherrscht, ist der Zielsprung. Sie springt ohne Anlauf vom Fußboden
auf die Fensterbank oder eine hohe Mauer hoch. Nicht nur, dass sie
dabei ihr Ziel präzise anvisiert, sie besitzt auch eine
beeindruckende Körperbeherrschung und einen faszinierenden
Gleichgewichtssinn. Der gekonnte Mauersprung ist dabei eine Frage von
Spannkraft und Muskeln. Die Katze verfügt außerdem über verschiedene
Gangarten:
Der Kreuzgang - sie hebt das
Bein vom Boden, dem Vorderbein rechts folgt das Hinterbein links und
umgekehrt.
Der Passgang - bei dem sich
die Beine einer Seite gleichzeitig bewegen.
Das Schleichen - das Gehen in
Zeitlupe.
Der Galopp - den die Katze nur
auf der Flucht gebraucht. Bei kurzen Sprints kann sie ein Tempo von
bis zu 50 km/h erzielen.
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