Obwohl in den
letzten Jahrzehnten die Anzahl der Tollwuterkrankungen beim Menschen
stark zurückgegangen sind, bleibt die Tollwut nach wie vor eine der
gefährlichsten Viruserkrankungen bei Mensch und Tier.
Krankheitserreger
Der Tollwuterreger
ist ein Rhabdovirus.
Infektionsquelle
und Übertragung
Die
Hauptinfektionsquellen sind heutzutage vor allem der Fuchs und die
Fledermaus, aber auch andere wildlebende Fleischfresser können die
Infektion verbreiten. Der Hund und die Katze in der Obhut des
Menschen haben aufgrund der Impfpflicht als Tollwutüberträger an
Bedeutung verloren.
Das Tollwutvirus wird über den Speichel ausgeschieden. Die
Übertragung erfolgt durch den Biss eines infizierten Tieres. Bei
Katzen kann die Übertragung auch durch Kratzen erfolgen - während der
Körperpflege wird das Virus mit dem Speichel auf die Krallen
aufgetragen.
Theoretisch kann die Krankheit auch übertragen werden, wenn z.B. eine
frische Schnittwunde mit dem Virus in Berührung kommt. Ein solcher
Fall ist bekannt: ein Autofahrer infizierte sich, indem er mit bloßen
Händen einen überfahrenen Fuchs von der Fahrbahn zur Seite schaffte.
In der Handfläche hatte er eine offene Kratzwunde, die mit dem
Speichel oder dem Blut des überfahrenen Fuchses in Berührung gekommen
ist - der Autofahrer ist an Tollwut gestorben (da er nicht gebissen
wurde, konnte man zunächst die Symptome nicht mit Tollwut in
Verbindung bringen, bis es zu spät war...)!
Empfängliche Arten
Empfänglich für die Krankheit sind alle
warmblütigen Tiere und der Mensch. Am empfänglichsten sind das Pferd,
die Katze, der Hund und der Mensch. Am wenigsten empfänglich sind
Pflanzenfresser (Kühe, Schafe, Ziegen, Kaninchen) und Vögel..
Krankheitsanzeichen
Die Krankheit verläuft meistens in drei Phasen:
1.
Verhaltensänderung:
Wildtiere werden teilnahmslos, nehmen ihre Umgebung nicht mehr wie
gewohnt wahr und verlieren dadurch die Scheu vor dem Menschen
(fliehen bei Annäherung nicht), zahme (Haus)Tiere sondern sich ab.
Dass Wildtiere plötzlich zahm werden - in dem Sinne, dass ein Fuchs
plötzlich zutraulich aus dem Wald kommt und mit den Kindern spielen
will - ist nichts weiter als eine Fehlinterpretation.
In dieser Phase werden Wildtiere an für sie ungewöhnlichen Stellen
beobachtet. Das liegt daran, dass in der ersten Tollwutphase die
Tiere ein sog. Dromomanie entwickeln. Dies äußert sich durch den
Drang immer weiter geradeaus zu laufen. Betroffene Tiere legen
erhebliche Strecken zurück; irgendwann hört der Wald auf...
2.
Erregungsstadium:
das Tier wird aggressiv und die Lähmung der Gesichtsmuskulatur setzt
ein. Durch unkontrolliertes "Zähneklappern" (krampfartiges
Anspannen der Kiefermuskulatur) und das fehlende Abschlucken von
Speichel wird dieser blasig aufgeschäumt (der berühmte "Schaum
vorm Maul")
3.
Lähmungsstadium:
Kurz vor Eintritt des Todes ist das Tier zunehmend gelähmt. Zunächst
macht sich die Lähmung an der Gesichts- Halsmuskulatur bemerkbar (das
Tier kann keine Nahrung und auch kein Wasser mehr aufnehmen und den
Speichel nicht mehr abschlucken)
Die sogenannte Hydrophobie (an Tollwut erkrankte Menschen haben eine
starke Abneigung gegen Wasser) wurde beim Tier nicht beobachtet.
Behandlungsmöglichkeiten
Eine Heilung gibt
es nicht. Wenn die Krankheit ausgebrochen ist, endet sie immer mit
dem Tod.
Nach einer erfolgten (oder vermuteten) Übertragung - jedoch bevor die
Krankheit ausgebrochen ist (!) - kann der Mensch mit einem
Tollwutserum behandelt werden, das verhindert, dass der Mensch an
Tollwut erkrankt.
Beim
Tier ist jede Form der Behandlung oder eines Behandlungsversuches
strengstens verboten!
Bei vermuteter
Übertragung können geimpfte Tiere erneut geimpft und unter
behördlicher Aufsicht isoliert werden. Wenn innerhalb der gesetzlich
vorgeschriebenen Frist keine Krankheitsanzeichen auftreten, wird das
Tier entlassen.
Ungeimpfte
Tiere (bzw. solche, die nach dem Gesetz als ungeimpft gelten) werden
nach einer vermuteten Übertragung (oder auch nur, wenn in dem
betreffenden Ort Tollwut aufgetreten ist) getötet - dies gilt auch
für reine Wohnungskatzen!!!
Ein
Tier gilt nach dem Gesetz als geimpft, wenn es mindestens 4 Wochen
und höchstens 12 Monate vor einem Infektionsereignis geimpft worden
ist.
Vorsorge
Tiere (natürlich auch
der Mensch) können gegen Tollwut geimpft werden. Der Impfschutz ist
äußerst zuverlässig, vorausgesetzt, dass die Impfung in nicht zu
frühem Alter durchgeführt (frühestens im 2. Teil der
Grundimmunisierung) und in regelmäßigen Abständen wiederholt wird.
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